Captain America 3
USA, 2016
Kinostart: 28.04.2016
Die Welt ist in Aufruhr. Eine exponentiell wachsende Zahl von Menschen mit Superkräften richtet einen unvorstellbaren Schaden an, und langsam werden die Stimmen lauter, diese Menschen im Zaum zu halten. Zu den Verfechtern der Regulierungen gehört auch Tony Stark, der, wie es der Zufall will, keine Superkräfte besitzt und die Menschheit gerne mal zu ihrem Glück zwingt. Captain America und einige andere sind nicht ganz so darauf erpicht, ihre Selbstbestimmung der Tagespolitik unterzuordnen.
2016 ist das Jahr der Superheldenkonfrontationen. Den Anfang machte Batman vs. Superman, im Mai folgt X-Men: Apocalypse, der die Titelhelden in den Kampf gegen einen Gott schickt. Dazwischen läuft The First Avenger: Civil War, und das passt überraschend gut, denn so wächst das Ausmaß der Prügeleien schön gleichmäßig mit jedem Film. Das große Problem von Civil War war schon im Vorfeld zu erahnen: der filmische Bürgerkrieg ist schlicht und ergreifend nicht der Bürgerkrieg aus der Vorlage. Wo in den Comics auch die X-Men, Fantastic Four, Namor, Doctor Strange, Black Bolt, Captain Marvel, Doctor Doom, Daredevil, Punisher und zahllose weitere Helden und Schurken aufeinander losgingen, passen in der filmischen Variante beide Seiten des Konflikts bequem auf ein gemeinsames Poster. Das liegt zum Teil daran, dass die Filmrechte an X-Men und Fantastic Four bei 20th Century Fox liegen, zum Teil auch an zeitlichen Einschränkungen. Das ändert jedoch nichts daran, dass Captain America 3 ein deutlich kleinerer Film ist, als sein Titel verspricht.
Was bedeutet das für den Unterhaltungswert? Glücklicherweise wenig. Wie der Avengers-Film bezieht auch Cap 3 seinen Spaßfaktor weniger aus den kurzweilig inszenierten Actionsequenzen als aus den Kabbeleien der Helden untereinander. Die Zwiste der befreundeten Haudegen, die sich durch äußere Umstände zum Kampf gezwungen sehen, geraten wie gewohnt menschlich und humorvoll. Letzteres bringt mich zu Spider-Man, der hier zum ersten Mal von Marvel selbst auf die Leinwand gebracht wird. Tom Holland spielt den neuen Peter Parker, der gerade lang genug dabei ist, um Lust auf das kommende Solo-Abenteuer zu machen. Sein, sagen wir mal „freizügiger“ Auftritt aus den Comics bleibt ihm in dieser Zeitlinie erspart, stattdessen ist er primär für comic relief zuständig. Da Spidey in seiner neuesten Inkarnation wieder sympathisch gerät, geht die Rechnung auf. Ähnliches gilt für Chadwick Bosemans Black Panther. Seine Motivation im Film ist eine völlig andere als in der Vorlage, doch Bosemans charismatisches und (in angemessenem Rahmen) sympathisches Portrait des bierernsten Prinzen weckt die Vorfreude auf den für 2018 geplanten Black-Panther-Film.
Es zeugt von einer gewissen Dreistigkeit, eine Prügelei am Leipziger Flughafen einen „Bürgerkrieg“ zu nennen, so sehenswert sie auch ausfällt. Doch das Entscheidende sind die Figuren, und die sind auch im neuen Marvel-Abenteuer unterhaltsam und sympathisch wie eh und je. Wer sich damit anfreunden kann, dass der „Civil War“ überwiegend zivil ausfällt, sollte sich den Spaß nicht entgehen lassen.
Felix “Flex” Dencker