USA, 2006
Kinostart: 01.02.2007
Trotz ihres unbestreitbaren Talents blieb dem jungen Gesangstrio “The Dreamettes”, bestehend aus Deena (Beyoncé Knowles), Lorrell (Anika Noni Rose) und Effie (Jennifer Hudson), der Erfolg bislang verwährt. Als der Autoverkäufer Curtis Taylor Jr. (Jamie Foxx), der sich nichts sehnlicher wünscht als ein erfolgreicher Musikproduzent zu werden, die Damen bei einem Talentwettbewerb zum ersten Mal in Aktion erlebt, ist für ihn klar: Mit ihnen kann er seine Träume verwirklichen. Er wird ihr Manager und verschafft ihnen auch gleich ein Engagement als Backgroundsängerinnen bei dem etablierten James “Thunder” Early (Eddie Murphy). Schon bald treten die Goldkehlchen aus dem Schatten Earlys hervor und machen Karriere als “The Dreams”. Doch mit dem Ruhm kehrt auch Zwietracht ein: Effie, die von der optisch ansprechenderen Deena als Leadsängerin abgelöst wurde, fühlt sich übergangen, außerdem will Curtis ausschließlich Musik für die Massen produzieren.
Spätestens seit Chicago sind Musicalverfilmungen ein Renner. Zuletzt schafften es Rent und The Producers auf die große Leinwand, nun ist mit Dreamgirls die Adaption des gleichnamigen Broadway-Hits von Michael Bennett in den Kinos zu sehen. Regisseur und Drehbuchautor Bill Condon, der bereits für den erwähnten Chicago das Drehbuch beisteuerte und u.a. auch bei Gods and Monsters und Kinsey Regie führte, schrieb das Skript auf der Basis des ursprünglichen Buches und der Originalsongs von Tom Eyen, mit der Musik von Henry Krieger. Parallelen zur Weltkarriere der “Supremes” mit Frontfrau Diana Ross sind zwar klar zu erkennen, ein Biopic im klassischen Sinne ist Dreamgirls trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten jedoch nicht geworden.
An Condons Inszenierung gibt es wenig zu bemängeln. Vor allem die erste halbe Stunde geriet äußerst flott und unterhaltsam, rasch wird der Aufstieg der Girlgroup in Angriff genommen und die Einführung der Hauptcharaktere funktioniert prächtig. Letzteres nicht zuletzt aufgrund des gut aufgelegten Ensembles, das nicht nur mit überzeugenden Gesangsdarbietungen sondern auch mit ansprechenden schauspielerischen Leistungen aufwarten kann. Als in beider Hinsicht herausragend präsentiert sich Jennifer Hudson, ihre Zeichens Finalistin des amerkanischen Deutschland sucht den Superstar-Pendants “American Idol”, die ihr beeindruckendes und zurecht oscarnominiertes Spielfilmdebüt gibt.
Ab dem zweiten Drittel muss man allerdings schon ein ausgesprochener Genrefan sein, um dem Geschehen mit unverminderter Aufmerksamkeit zu folgen. Vor allem die Tatsache, dass fast alle auftretenden Konflikte in gesanglicher Form ausgetragen werden und normale Dialogpassagen dadurch extrem in den Hintergrund treten, wird nicht jedem Zuseher schmecken. Als Tiefpunkt sei hier die schwer erträgliche, weil unendlich verkitschte Szenerie rund um den Song “Family” erwähnt.
Abgesehen davon ist aus Dreamgirls aber eine runde Sache mit toller Musik aus den Bereichen Soul, Jazz, Pop, Rock’n’Roll und Rythm’n’Blues geworden und wird vor allem Musicalfans einen schönen Kinoabend bescheren.
Michael “Eminence” Reisner