Spanien, 2007
Kinostart: 27.11.2008

Bescheuerta Filma

Die junge Ana wohnt mit ihrem Vater, einem deutschen Aussteiger, in einer Höhle auf Ibiza und verkauft ihre naiven Kreidezeichnungen auf dem Markt. Dort wird sie eines Tages von einer reichen Mäzenin (Charlotte Rampling) entdeckt, die sie zu ihrer Künstlerkolonie in Madrid mitnimmt. Zunächst fühlt sich Ana in der neuen Umgebung pudelwohl, besonders als sie im hochbegabten und sensiblen Sahid ihre große Liebe findet, doch nach einem spektakulären Zusammenbruch enthüllt Hypnosetherapie die schaurige Wahrheit: Ana ist die jüngste Inkarnation der Urweiblichkeit, die auf die Welt geschickt wurde, die Männer dafür zu bestrafen, dass sie Kriege führen, töten und pseudointellektuelle, überambitionierte Filme drehen. Seit zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Bilder laufen lernten, setzten sich Filme mit den Erkenntnissen der ebenfalls noch jungen Wissenschaft Psychoanalyse auseinander. Neben frühen Vertretern wie Robert Wienes Cabinet des Dr. Caligari oder Bunuels surrealistischen Partytapeten ist Alfred Hitchcock der wichtigste Wegbereiter der Kunst, an den Seitenlinien des menschlichen Bewusstseins Filmstoffe zu finden. Man kann also wirklich nicht sagen, der gelernte Psychotherapeut Julio Medem würde mit seiner Reise ins Land der Träume Neuland betreten. Er hat allerdings das Kunststück geschafft, mit Caótica Ana einen zugleich verkopften und banalen Film zu drehen. Den eindrucksvollen Bildern und Gemälden, der stimmungsvollen Musik und der charismatischen Hauptdarstellerin Manuela Vellés stehen nämlich leider eine enervierende Geschwätzigkeit der Dialoge, die zehennägelaufrollende Einfalt des zugrundeliegenden Mythos und die wohl lächerlichste Inszenierung von Sex in der Filmgeschichte gegenüber. Zu alledem bestraft das Ende mit seinem karikaturhaften Einsatz der freudschen Motive, die den ganzen Film über ernst genommen wurden, jeden Zuschauer, der bis dahin durchgehalten hat. So muss bei aller erkennbaren Mühe, die in dem Film steckt, von einem Besuch abgeraten werden.

Sven Ole Leisure Lorence’ Lorenzen