Der ehemalige Moderator Martin (Pierce Brosman) ist nach einer sexuellen Eskapade mit einer Minderjährigen vorbestraft, arbeitslos und geschieden. Er beschließt, sich auf der Nacht zum neuen Jahr von einem Hochhaus zu stürzen. Da Silvester der beliebteste Tag des Jahres für Selbstmord ist und das Gebäude der dafür bekannteste Ort Londons, ist Martin allerdings nicht allein. Drei weitere Menschen finden sich dort ein und fangen an, darüber zu reden, warum sie sich umbringen wollen. Am Ende beschließen sie, ihren Freitod bis zum Valentinstag zu verschieben und gründen eine eigenwillige Mischung aus Selbsthilfegruppe und Selbstmordpakt. Als die Medien von der Geschichte Wind bekommen, stürzen sie sich erwartungsgemäß darauf, eine Chance, die sich Medienprofi Martin nicht entgehen lassen möchte.
Bereits nach wenigen Minuten ist klar, woran es bei diesem Film mangelt: Das Zusammenführen der Hauptcharaktere ist völlig überhastet, so dass es dem Zuschauer völlig unerschließlich ist, warum sich die vier erstens nicht umbringen und zweitens beschließen, zusammenzuarbeiten. Die Adaptation des Romans von Nick Hornby krankt offensichtlich daran, dass möglichst viele Szenen aus dem Buch übernommen werden sollten, was zur Folge hat, dass der Film nie einen eigenen Rhythmus entwickeln kann.
Die großen Änderungen, die im Vergleich zum Roman vorgenommen wurden, dienen eher dem Zweck, die Stimmung auszuhellen und ein zuckersüßes Ende zu präsentieren. Es darf daher bezweifelt werden, dass dieser Film Lesern des Buches gefallen wird. Aber auch als eigenständiger Film tut sich A Long Way Down schwer, den Zuschauer zu fesseln. Das ist schade, denn die Schauspieler sind zum Teil äußerst ansprechend. Imogen Poots als kesser Teenager mit Liebeskummer und Toni Collette als graumäusige, überforderte Mutter stechen dabei besonders positiv hervor. Man hätte ihre Rollen gerne in einem besseren Film mit adequaten Drehbuch gesehen. Aaron Paul hat mit dem angeblich krebskranken Rocker Jj eine äußerst fade Rolle und geht dementsprechend unter, während Pierce Brosnan seinen gedehmütigten, selbstmitleidigen Mark auf einem charmanten Autopilot runterspielt. Insgesamt schleicht sich allerdings das Gefühl ein, dass das Projekt schlichtweg kein Potential hatte, einen besseren Film zu machen. Das Thema Selbstmord wird zwar angenehm schnoddrig und unpathetisch behandelt, allerdings dümpelt die Handlung reichlich unentschlossen vor sich hin - hier ein bisschen Medienkritik, dort eine Urlaubsreise, dann Streit, dann Versöhnung. Es wird bei keinem der Charaktere wirklich tief gegraben, was bei so einem Thema sehr überraschend und befremdlich ist.
So ist das Ganze sehr viel weniger als die Summe seiner Teile und wahrscheinlich ein sehr schnell vergessener Film.
Sven Ole Lorenzen